Interessante Sanierungsimmobilie
Im Ostviertel wurden Häuser aus der Jahrhundertwende vor dem Abriss gerettet. Die Wohnungen sind inzwischen komplett verkauft und vermietet. Die Vorliebe zu Bauten vor 1949 spiegelt auch der aktuelle Immobilienbericht wider.
Gera. Es war eine halbe Häuserzeile, die im Sanierungsgebiet Ostviertel einfach aus dem Straßenbild verschwinden und durch einen Neubauklotz ersetzt werden sollte. Das war 2008 und stieß auf den Widerstand der Anwohner, die sich bis an den Petitionsausschuss des Landtages wandten. Heute, vier Jahre und einen Eigentümerwechsel später ist die Sanierung in der Kurzen Straße 2 bis 8 in vollem Gange. Die erste Fassade aus der Jahrhundertwende ist wieder hergestellt. 1,6 Millionen Euro werden investiert. "Alle Wohnungen", sagt Thomas Smektalla, Vorstand der Fondsgesellschaft TannCapital Privat Value AG, " haben einen Käufer gefunden."
Lediglich Haus Nummer vier, nach fast 20 Jahren Leerstand baulich nicht mehr zu retten, wurde mit Genehmigung der Kommune abgebrochen und ermöglicht nun, dass das anschließende Eckhaus, sonst wegen der Beengtheit schwer zu vermarkten, Fenster und Balkone an der Giebelwand erhält. Das ist weit entfernt vom Komplettabriss, den die damaligen Geraer Wohnungsgesellschaft plante. Der sollte mit Fördermitteln bezuschusst werden, die angeblich einzige realisierbare Variante. Dass es auch anders geht, zeigte der Käufer. "Wir haben ohne öffentliche Mittel das Projekt entwickelt. Bis Herbst werden hier 16 Familien einziehen einen Steinwurf vom Geraer Markt entfernt", sagt Smektalla. Das stärkt die Innenstadt. Und auch für ein benachbartes Haus in der Kleiststraße 10 sei man mit einem Käufer im Gespräch. Die Anleger kommen aus Gera, aber auch aus Frankfurt und München. Die Sanierungsimmobilie sei mit einer Rendite von neun bis zehn Prozent nach Steuern in Gera lukrativ, rechnet Smektalla. Die Mischung aus Steuervorteilen eines Sanierungsgebietes, günstigen Immobilienpreisen und soliden Mieteinnahmen machts. Und so hatte auch jüngst Prof. Tobias Just von der Uni Regensburg für den Osten in Sachen Wohninvestments geworben: Unter den fünf Städten mit dem höchsten Renditepotenzial findet sich Gera neben Zwickau und Dresden.
Und die Nachfrage wächst, das spiegelt der Immobilienmarktbericht 2012 des Gutachterausschusses für Grundstückswerte für Gera wider. Bei Erwerbsimmobilien, zumeist Mehrfamilienhäuser, sind vor allem Objekte aus der Zeit vor 1949 gefragt. In der Regel haben sie Sanierungsbedarf und ziehen damit Aufträge fürs heimische Handwerk nach sich. Von 2010 zu 2011 verdoppelte sich die Verkaufszahl, der durchschnittliche Kaufpreis stieg um 40.000 Euro. Für Häuser der Bauzeit 1950 bis 1989 wuchs ebenfalls das Interesse, allerdings stiegen die Kaufpreise nicht mit.
Auch bei Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften setzten Käufer auf alte Bausubstanz vor 1949. Naturgemäß sind die Kaufpreise hier am niedrigsten. Sie lagen bei durchschnittlich 106.000 Euro. Für Einfamilienhäuser, die nach 1990 errichtet wurden, zahlten Käufer im Schnitt 166.000 Euro. Der Markt sei interessant, sagt der Immobilienentwickler TannCapital. Kritisch sei nur der fehlende Bekanntheitsgrad Geras unter potenziellen Kapitalanlegern. "Die Leute haben kein Bild", sagt Smektalla und wirbt mit einer Broschüre, auf der "Geheimtipp Gera" steht. Die Altstadt, die Höhler, der Maler Otto Dix, Theater & Philharmonie Thüringen und was Wirtschaft so hergibt sind darin zu finden. "Stadtmarketing ist der Schwerpunkt, an dem wir arbeiten müssen", sagt Thomas Smektalla. Der beste Geheimtipp nutzt wenig, wenn er sich nicht als solcher herumspricht.
Quelle: OTZ / Mediengruppe Thüringen | Foro © OTZ / Katrin Wiesner
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